Einleitung
Samstag, 25. August 2024
Heute ist vermutlich der letzte warme, sonnige Sommertag. Es hat am Morgen einen tiefblauen Himmel ohne Wölkchen, die Temperaturen gehen dann langsam hoch und sind am späten Nachmittag bei 33 Grad. Gabi ist mit unserer Enkelin und deren Freundin nach Nürnberg gefahren um den „Turm der Sinne“ zu besuchen und ich überlege gerade, ob ich mit dem Honda-Roller unterwegs sein möchte oder ob ich mit meinem Gravelrad fahren soll. Da ich keiner bin, der mit Slippern und kurzer Hose Roller fährt, sondern immer meine Motorrad-Klamotten anhabe, könnte es ja sein, daß ich in meiner Kombi mehr oder weniger gekocht werde. Also fällt die Entscheidung, Fahrrad zu fahren, leicht. Ein Ziel habe ich mir auch ausgedacht – ich möchte mir den Campingplatz am Eichensee in Burggrafenhof ansehen. Das habe ich dann auch gemacht.
Mein Fahrrad ist mit zwei Trinklaschen bestückt, damit ich unterwegs nicht vertrockne. Ich habe die Strecke in mein Beeline-Navi eingegeben, daß eigentlich für‘s Rollerfahren gedacht ist, dass man aber auf Fahrradmodus umstellen kann. Nachdem ich den Weg ja, bis auf das letzte Stück, von Langenzenn bis Burggrafenhof kenne, ist das eher der Versuch, ob das Navi Fahrradtauglich ist, oder eben nicht.
Hinfahrt
Die Beeline-Navi-App wurde kürzlich upgedated und bei einem Richtungswechsel piep es etwa 50 Meter vorher um dann unmittelbar vor dem Wechsel zwei mal zu piepen – das ist schon mal nicht schlecht.
Ich fahre hinauf zum Fürther Hafen, jawohl hinauf, den Unterfarrnbach liegt unterm Niveau des Rhein-Main-Donau-Kanals, den ich überquere um nach Atzenhof, Ritzmanshof zu kommen. Von dort gibt es einen wunderschönen Radweg an der Zenn entlang nach Kreppendorf.
Ich streife Veitsbronn und komme auf einem herrlichen Radweg, der wieder im Zenngrund verläuft über Retzelfembach und Raindorf nach Langenzenn.
Dort führt der Radweg entlang der alten Stadtmauer und vorbei an der Zenn-Oase, einem sehr empfehlenswerten Biergarten, in die Altstadt. Dort folge ich dem Radwegstreifen und gelange nach zweimaliger Unterquerung der Bundesstraße nach Lohe. In Lohe kenne ich aus meiner Bibert-Zenntal-Radtour von 2022 noch ein Bänkchen, daß zum Rasten und Trinken einlädt. Weiter geht der Radweg und ich gelange nach Heinersdorf. Ich hatte schon befürchtet, daß ich ab Heinersdorf mit der Straße vorlieb nehmen muss um nach Burggrafenhof zu kommen, aber nein, es ginbt tatsächlich eine Radweg. Dieser ist geteert aber ziemlich steil. Wahrscheinlich wäre ich zu Fuß schneller obern gewesen, als mit dem Rad, doch ich wollte nicht klein beigeben und bin hochgehechelt. Total ausgepowert bin ich dann auf der Anhöhe angekommen und nachdem sich mein Puls wieder einigermaßen normal angefühlt hat, bin ich weitergeradelt. Zur Belohnung ging es ein ganzen Stück leicht bergab und unvermittelt stand ich an einer Wegkreuzung. Der eine Weg führte rechts in einen Wald, aus dem ich Weiher durchschimmern sah, der andere Weg führte wieder leicht aufwärts auf die Felder. Also rechts. Erst kam ich zu einem, sagen wir mal Tümpel. Das Bild kommt nun.
Am Eichensee
Beim Weiterfahren, also, als ich um die Ecke bog, zeigte sich mir dann dieses Bild:
Diese einladende Gebäudlichkeit bestärkte mich in meiner Ansicht, daß hier wohl schon länger niemand mehr gezeltet hat und ich sah mich ein wenig näher um. Ein wunderschönes, idyllischer, ruhiges Plätzchen. Da könnte ich ja mal mein Zelt aufbauen – das wär doch was.
Es gibt eine Terrasse ganz für mich allein, zwar ohne Bratwürste und ohne Bier. Na gut, die muss ich eben mitbringen. Doch gibt es auch kein Rumgegröhle von jungen Burschen und Gekichere von den Mädels. Ist es nicht traumhaft schön.
Wie oben im Titel „Lost Places in Franken?“ angedeutet, war dies zwar ein verlassenes Refugium, aber wie sich später herausgestellt hat, ist es eine Hütte des CVJM Fürth, die man auch für Veranstaltungen mieten kann. https://www.cvjm-fuerth.de/zeltplatz-1. Der See hat auch einen Namen und er heisst „Fuchsenweiher“.
Beim Erkunden der Umgebung des verlassenen Campingplatzes habe ich dann am gegenüberliegenden Seeufer weisse Caravans und noch ein Häuschen entdeckt. Da fahr ich jetzt mal hin. Als ich den Weg weiterfahre, komme ich aber nicht zu diesem erwähnten Campingplatz, sondern zur verschlossenen Sepplhütte des CVJM Wilhermsdorf. Diese ist ebenfalls sehr idyllisch gelegen und hier lege ich eine Müsliriegelpause ein.
Nun habe ich meine Rast beendet und nachdem mein Weg im wahrsten Sinne des Wortes ein Holzweg ist, drehe ich um und schottere mich zurück, am verlassenen Campingplatz vorbei bis zu der Weggabelung, von der ich vorhin erzählt habe.
Dann fahre ich eben wieder auf dem ansteigenden Weg, der scheinbar in die Richtung Äcker und Wiesen führt. Doch als ich die Kuppe überwunden habe, geht ein Weg scharf recht‘s zum „Campingplatz Eichensee“ von dem ich leider keine Fotos zeigen kann, weil ich keine habe. Das hole ich bei meinem nächsten Besuch, der bald folgen soll, nach.
“Ruf einfach viermal die 2 an, vorwählen muss hast nu Langenzenn, dann kann ich Dir schon sagen, ob mer nu an Platz für dei Zelt homm“ sagt mir der Campingplatzbesitzer und führt mich mal kurz über den kleinen Platz. Es sind überwiegend Dauercamper hier. Es ist ruhig, denn es ist derzeit Mittagspause. Doch von weiter hinten hört man Musik. „Den scheiss i etzterla erschtmol zamm“ meint der Zeltbeauftragte. Er zeigt mir noch eine verträumte Parzelle mitten im Wald und dann verabschieden wir uns. „Wos hossdn für‘n Roller, an 50er?“. Nein ich habe einen 150er Roller, mit dem war ich auch schon bei meinem Sohn, der kurz vor Eckernförde wohnt. „Aff der Autoboohn?“ Nein, die Weser entlang und dann bei Wischhafen mit der Elbfähre rüber nach Glückstadt. „Wart amol, in Glückstadt bin i aa scho mit derer Fähre gfohrn, ja genau, Glückstadt wohr des domools“ hat dann der Meister noch gesagt und ich solle halt demnächst wieder vorbeischau‘n. Und tschüss, oder besser „Servus dann“ und los geht dat.
Auf dem Fahrweg kann ich jetzt rüberfahren nach Burggrafenhof. An der Abzweigung geht es rechts nach Keidenzell, doch dann habe ich mich erinnert, daß wir vor 2 Jahren mit Gerard hier in Burggrafenhof herausgekommen sind, als wir den Fahrradweg von Gonnersdorf nach Langenzenn fuhren, also noch mal zurück und rechts ab auf den Fahrradweg. Das war zwar dann doch nicht der Weg, den ich gemeint habe, aber Radweg ist besser als Straße. Der Weg führte mich zum Weiler „Hammerschmiede“ und von dort bis zum Gewerbegebiet „Schwadermühle“ fuhr ich auf der wenig befahrenen Straße flott, aber schon ein wenig ausgepowert, dahin. Das ist auch eine sehr schöne Straße, die sich durch die grüne Landschaft dahinzieht. Ich muß beim „Gewerbegebiet Schwadermühle“ ein paar hundert Meter auf dem Fahrradweg neben der Hauptstraße fahren. Doch der Radweg ist glücklicherweise hinter einer Hecke verborgen. Nun muß ich die Hauptstraße überqueren um durch den „Gewerbepark Am Farrnbach“ den weiteren Radwegverlauf nach „Egersdorf“ zu erwischen. Nach einigen Zickzack-Metern komme ich über die Brücke, die den Farrnbach überquert, an den Waldrand und dann geht‘s bergauf, dass kann ich aber nur erkennen, weil mein Fahrrad immer langsamer wird. Nein, es ist nicht‘s kaputt, aber nach „Egersdorf“ geht‘s nicht einfach so dahin sondern bergauf – und der Rückenwind von gerade eben, der kommt jetzt von vorn. Der Wind ist zwar schön warm, doch Gegenwind bleibt Gegenwind und ich spüre meine zunehmende Kraftlosigkeit.
Endlich bin ich in „Egersdorf Waldsiedlung“. Endlich deshalb, weil es nun, nach kilometerlangem Anstieg wieder abwärts geht und ich lasse das „Stevens“ rollen und genieße die Abfahrt in vollen Zügen. Ich fahre am „Felsenkeller“ vorbei.
Der „Felsenkeller“ wurde von den Grafen Pückler-Limburg im Jahr 1863 erbaut. Dieses große Gebäude im Wald diente zunächst als Hopfenlager und -trocknungshalle für die ehemals im Burgfarrnbacher Schlosshof bestehende Brauerei der Grafen, sowie als Fasshalle. Derzeit wird es renoviert und hat deshalb geschlossen.
Wenn ich am „Felsenkeller“ vorbeifahre, ist die Heimat nicht mehr weit. Ich streife Unterfürberg und fahre Richtung Rhein-Main-Donau-Kanal, dort ein Stückchen entlang um dann über die Würzburger Brücke und durch den Ortsteil „Haselbuck“ wieder in die Iltisstraße zu gelangen. Ja, mir langt‘s jetzt auch. Ich bin fix und foxi und dankbar, daß ich bei schönem warmen Wetter mit meinem Rädchen unterwegs sein konnte. Das waren heute 44,4 Kilometer, ich bin um 10:45 Uhr losgetrampelt, habe für die reine Fahrt 2 Stunden und 10 Minuten gebraucht und war etwa gegen 13:45 Uhr wieder zu Hause. Bassd scho.
Tschau und Ba ba, sagt Euch der Reinhard.