Vorwort:
Im letzten Jahr sind Gabi und ich mit unseren Rädern von Bad Staffelstein bis Bad Salzungen gefahren. Das war die WOM-Radtour, die Werra-Obermain-Tour). In Bad Salzungen werden wir am Samstag losradeln. Wir möchten bis zur Hugenottenstadt Bad Karlshafen an der Weser kommen, von wo aus wir einen Abstecher nach Brakel zu Gabi‘s Freundin Waltraud machen und auch, um in Höxter die Nordrhein-Westfälische Landesgartenschau zu besuchen.
Freitag, 9. Juni 2023
Heute reisen wir mit der Bahn von Fürth über Sonneberg und dann mit dem „Rennsteig-Shuttle“ nach Bad Salzungen
Wir sind sehr gespannt, ob alles gut geht, ob das Wetter hält, ob die Übernachtungsmöglichkeiten gut sind, ob wir immer genug zum Trinken und zum Essen haben und ob unsere Fahrräder unter der Last nicht zusammenklappen wie ein Taschenmesser. Denn man Tau!
Bad Salzungen: Das ist der Bohrturm für die Sole, die zur Verwendung im Bad und im Gradierwerk aus dem Untergrund geholt wird – und oberdrauf gibt es sogar ein korrektes Storchennest, daß sogar eine Web-Cam hat.
Damit ihr Bescheid wißt: Sole (aus spätmittelhochdeutsch sul, sol Salzbrühe) ist eine wässrige Lösung von Salzen, die mindestens 14 g gelöster Stoffe pro 1 kg Wasser enthält
Das ist das nagelneue Gradierwerk in Bad Salzungen – Das ist sehr gut für Menschen mit Atemwegsproblemen – und überhaupt…
Die Wände der Gradierwerke sind mit Weissdorn und Schwarzdornbüscheln bestückt, durch den die starke Sole ganz lahmsam hindurchfließen darf und dabei zerstäubt wird
Das Gradierwerk ist gerade neu beim Entstehen und soll Ende Juni im neuen Glanz für die Besucher präsentiert werden.
Am Abend gehen wir zur Feier des Tages schön Essen. Der Haunscher Hof liegt mitten in der Stadt am Burgsee.
Stillleben von Reinhard mit Thüringer Klößen und Gabi’s Spargel
Nein, das Wildschwein war nicht scharf – das Foto auch nicht.
Gabi und Reinhard an der Burgsee-Promenade mit vielen, vielen Rosen
Samstag, 10. Juni 2023
Von Bad Salzungen nach Merkers in‘s Salzbergwerk und von dort nach Gerstungen-Neustädt in‘s alte Pfarrhaus
Wir wollen eine große Besichtigungstour im Besucherbergwerk Merkers in der Nähe von Bad Salzungen unternehmen
In diesem Förderturm werden wir 500 Meter in den Berg befördert
Das ist nichts für Leute mit Klaustrophobie
Gabi ist unter Tage gut geschützt, damit ihr nichts passiert, wenn ihr der Himmel auf den Kopf fällt
Wir sind heil unten angekommen – es ist alles sehr hoch und weitläufig hier
Den ganzen Goldvorrat der Reichsbank hatten die Nazis in den letzten Kriegstagen hier unten versteckt
Mit einem Säckchen wäre ich schon zufrieden gewesen
Knuffig, jedoch schon ausgedient, dieser Gruben-LKW
Die Werrabrücke in Vacha. Auch hier verlief die innerdeutsche Grenze
Das Einheitsmännchen an der Werrabrücke in Vacha ist bewußt dem Berliner Ampelmännchen nachempfunden, ist allerdings etwas größer
In Heringen gibt es große Kalisalz-Abraumberge, die sukzessive wieder in die Hohlräume, die bei der Salz- und Kaliförderung unter Tage entstehen, verfüllt werden. Soweit der Plan. Wieviel Jahre das wohl dauern wird? Und wer wird das bezahlen?
Angekommen. Wir sind im Alten Pfarrhaus in Gerstungen-Neustädt gelandet, wo wir uns sofort sehr wohl fühlen.
Sonntag, 11. Juni 2023
Wir radeln von Neustädt über Eisenach bis nach Creuzburg im Hainich-Werratal
Im Alten Pfarrhaus, das direkt neben der Kirche stand, war Martin Luther auch beim Frühstück präsent
Abschied vom Alten Pfarrhaus mit Gabi und Glocke, jedoch ohne Gebimmel
Dieser alte Balgenziehbrunnen stand direkt vor der Kirche und deswegen auch vor unserem wunderbaren alten Pfarrhaus. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.
Von Hörschel aus machen wir einen Exkurs nach Eisenach. Vorher muß ich natürlich noch den Beginn des Rennsteigs besuchen und für meinen Freund Günther einen Stein mitnehmen
Nachdem Günther seinen Stein bereits vor Jahren nach Blankenburg getragen und in die Selbitz geworfen hat, habe ich Nachschub besorgt
Wir haben Eisenach erreicht und den wunderbaren Radweg sehr genossen
Vor dem Bachmuseum gab es sogar eine Aufbewahrungsbox für unsere Packtaschen. Das ist Service vom Allerfeinsten. Wenn es mal nicht so heiß ist, können dort auch Hunde auf Frauchen und Herrchen warten.
Bach hat sie alle beeinflußt, Klassik, Jazz, Swing und Pop
In diesem Haus ist Bach geboren und aufgewachsen. Heute beherbergt das Haus, das ganz früher ein landwirtschaftliches Gebäude war einen Teil des Bachmuseums
In der ehemaligen Scheune ist heutzutage der Instrumentensaal untergebracht mit Orgeln und Spinett, Cembalo, Violinen und noch vielen anderen Instrumenten des Universal-Genies
Gabi hört sich durch die Musikgeschichte
In diesem Plexiglas-Ledersessel Ausschnitte aus Bach’s Sammlung „Das Wohltemperierte Klavier“ zu genießen, ist die Erfüllung
Wir müssen nochmal nach Eisenach – denn das Luthermuseum haben wir nicht mehr besucht – denn wir wollen die Wartburg besuchen
Man kann auch mit dem Fahrrad auf die Wartburg fahren – es ist zwar nicht erlaubt – aber Versuch macht klug.
Luther’s Friedenstauben haben einen Schlag auf der Wartburg
Diesen trutzigen Turm haben wir erklommen, um den Blick in die Ferne schweifen zu lassen
An der Werra entlang geht es immer weiter bis nach Creuzburg, unserem heutigem Ziel
Viele Schiffe haben wir auf der Werra bis jetzt nicht entdeckt, doch heute entdecken wir ein Floß.
Montag, 12. Juni 2023
Von Creuzburg bis Eschwege
Der Weg führt sehr oft am „Grünen Band“, dem „Iron-Curtain-Weg“, dem „Eisernen-Vorhang-Weg“ also der ehemaligen innerdeutschen Grenze entlang und das Grüne Band ist fast durchgängig zum Naturschutzgebiet erklärt worden.
Es wird erzählt, daß auf einer dieser Felskanzeln im Mittelalter der Reformator und Bauernkriegsführer Thomas Münzer zum Bauernkrieg aufgerufen hat.
Schau mir in die Augen, Kleines!
Holzköpfe und kluge Eulen im Skulpturenpark an der Werra in Frankenroda
Das ist das Rathaus von Wanfried. Der Name der Stadt ist nicht von „Wahn“ abgeleitet worden sondern von dem Ausruf eines Benediktinermönches, der rief „Wann wird denn Frieden!“.
Rathaus in Wanfried
Werraschiff im Hafen von Wanfried an der „Wanfrieder Schlagd“, einem Lagerhaus
Gabi entert das Werra-Schiff
Unser Nachtquartier im Zengarten
Wir übernachten im grünen Eschwege
Unsere Oase in der Mitte von Eschwege
Da kann man es aushalten – eine kleines Lustschlösschen
Dienstag, 13. Juni 2023
Von Eschwege nach Hannoversch Münden
Unsere Pony’s beim Grasen in der Oase
Ansage von Olga: „Schaf rechts“. P.S. Olga heißt unser Fahrrad-Navi
Bester Werra-Radweg, direkt am Ufer
Hatte ich das schon erwähnt? Wir fahren am „Grünen Band“ entlang
Fast alle Werrabrücken wurden ganz oder teilweise im 2. Weltkrieg gesprengt
Da braucht die Schwarzbunte schon eine lange Zunge
man muß doch auch mal absteigen dürfen, oder?
Gabi freut sich über Kleinvach. Hat sie doch ziemlich lange in Groß-„Vach“ gewohnt
Wir sind in Bad Sooden-Allendorf und stärken uns mit einem Käffchen. 22 km haben wir schon und 40 km dürfen wir noch – In Witzenhausen gibt’s dann was richtiges zu futtern
Im Hof vor der Uni gibt es Tisch und Bänke – Wunderbärchen, da können wir schön unsere mitgeschleppten Brote essen
Was wollen wir eigentlich mit dem ganzen Gepäckkram. Es regnet doch nicht. Sollen wir das Zeug nach Hause schicken?
Als wir in Hamü (Hannoversch Münden) ankommen, wird es bereits langsam Abend
„Wo Werra und Fulda sich küssen, Sie ihren Namen büssen müssen. Und hier entsteht durch diesen Kuss, Deutsch bis zum Meer der Weser-Fluß“ Die Weser ist der einzige Strom Deutschlands mit ausschließlich inländischem Einzugsgebiet. Sie berührt die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen.
Hamü’s Altstadt ist ein großes Freilandmuseum
Die Lange Straße in Hann.Münden
von rechts kommt die Fulda und von links strömt die Werra und ab hier beginnt die Weser. Der Weserstein steht ein bisschen weiter oben
Unser Hotel „Aegidienhof“ ist sehr zentral gelegen, auch schon Jahrhunderte alt und liegt gegenüber der Aegidienkirche
Mittwoch, 14. Juni 2023
von Hannoversch-Münden nach Bad Karlshafen
Ich bin ein wenig verstört, habe ich doch bisher noch nie in einer Kirche gefrühstückt. Nein, das gefällt mir nicht! Aber: Nützt ja nix.
Unser heutiges Ziel wird in Bad Karlshafen sein und hat einen lustigen Namen, nämlich „Zum glücklichen Waschbären“
Es geht bergauf und bergab. Schließlich sind wir im Weserbergland. Wutz, das Wildschwein mahnt uns: Langsam!
In Veckenhagen geht die erste Fähre über die Weser. Wir genießen einen Kaffee vom Biergarten aus, setzen jedoch nicht über, sondern fahren am Ostufer weiter Richtung Reinhardshagen.
Ein Passionsbild in der Abtei Bursfelde
Wir haben Kerzen für unsere Liebsten angezündet
Die Abtei Bursfelde ist eine ehemalige Benediktinerabtei und jetzt eine evangelische Kommunität der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover
Die Abtei hat eine eigene Bootsanlegestelle. Die Paddler sind vermutlich gerade beim Frohlocken
Die Weser fließt träge dahin, wir machen es ihr nach und genießen es langsam zu fahren und die Natur zu genießen
Es ist immer das Gleiche: Das Lokal scheint geschlossen zu haben, es scheint allerdings nur so, weil noch niemand da ist. Wir gönnen uns einen verführerischen Erdbeerbecher und als wir wieder weiterfahren ist das Lokal voll. Na, wer sagt’s denn? Geht doch!
Als wir trotz Motorunterstützung, gerade noch mit letzter Kraft, den Scheitelpunkt erreicht haben, sehen wir dieses Schild. Ohne Motorunterstützung hätte das geheißen, die schwer beladenen Räder zu schieben. Da mag ich gar nicht daran denken. Bergab ging es dann aber umso flotter. Wo sind wir? Ja, wir sind jetzt im Weserbergland!
Wir sind in Bad Karlshafen in der Pension „Zum glücklichen Waschbär“ eingetroffen. Die Waschbären haben die Wohnung bereits belegt, bis auf’s Schlafzimmer. Auf meine Frage, warum das so ist, antwortet Martin, der Hauswirt: „Na, die liegen doch heute nacht da drin“
Natürlich gibt es auch im Bad Waschbären
Übrigens: Kassel ist von hier gerade mal 50 km entfernt und gilt aufgrund der hohen Populationsdichte als die Waschbären-Hauptstadt Europas.
Auf dem Sofa herumlümmeln und Bauch kraulen. Kann auch ein Waschbär.
Dieser ist frisch gestrichen und soll am Eingang positioniert werden.
Was überlegt Hucki wohl?
Bad Karlshafen wurde 1699 als Exulantenstadt zur Ansiedlung von Hugenotten, also protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Frankreich, gegründet.
Donnerstag, 15. Juni 2023
Von Bad Karlshafen mit dem Bus nach Höxter
Glück gehabt – einen Tag radlfrei – wir fahren mit dem Bus nach Höxter zur Nordrhein-Westfälischen Landes-Gartenschau. Hier kommen einige Impressionen dazu.
Der Perwollfisch ist stinksauer. Werft doch Euere Plastikflaschen in den Müllsack und nicht in die Weser. Grrrr… Saubande!
Mit dem „Rasenden Weserwurm“ geht es einmal rund um’s Gelände. Also gut, es ist ja so: Würmer sind ja eher sehr gemächlich unterwegs und die Fortbewegungsgeschwindigkeit von Regenwürmern wird in Ångström pro Woche gemessen. Dagegen sind 25 km/h schon eine Ansage.
Freitag, 16. Juni 2023
Von Bad Karlshafen mit den Fahrrädern nach Riesel
Heute radeln wir durch den Teutoburger Wald und das Eggengebirge zu unseren Freunden nach Riesel bei Brakel
Wir verlassen nur ungern Martin’s Pension „Zum glücklichen Waschbär“
Das ist Martin’s Wetterstation. Als Gabi an der Schnur zieht, geht die Klappe auf. Und dann: wurde der volle Wasser-Becher ausgekippt und der oder die neugierige Wetter-Interessierte gebeten, doch den Becher wieder aufzufüllen. Die Wasserflasche steht hinter dem Baum.
Mit dieser Gierseilfähre, die von der „Alten Linde“ in Würgassen nach Herstelle übersetzt, durften wir die Weseruferseite wechseln.
Still plätschert die Fähre über die Weser
Fachwerkhaus am Beverunger Marktplatz
Hier sieht man, ein wenig versteckt, den Droste-Hülshoff-Turm, der nach der bekannten westfälischen Dichterin (Die Judenbuche) benannt wurde, die gern beim Besuch ihrer Verwandten in diesem Turm wohnte.
Ich steh‘ auf hohem Balkone am Thurm,
Umstrichen vom schreienden Staare,
Und laß‘ gleich einer Mänade den Sturm
Mir wühlen im flatternden Haare;
O wilder Geselle, o toller Fant,
Ich möchte dich kräftig umschlingen,
Und, Sehne an Sehne, zwei Schritte vom Rand
Auf Tod und Leben dann ringen!
(Strophe 1 des Gedichts Am Thurme, entstanden 1841/42)
So sehen Teutoburger Waldrinder aus
Samstag, 17. Juni 2023
Von Riesel nach Rheder
Heute fahren wir mit Alfred zum Wandern in den Landschaftspark Rheder, zu dem auch daß Schlößchen Rheder gehört, das vor langer Zeit den Rittern von Brakel gehört hatte.
Das Schloss Rheder ist eine kleine Schlossanlage an der Nethe im Brakeler Ortsteil Rheder, Kreis Höxter. Es ging aus einem Rittergut hervor, das Lehen des Hochstifts Paderborn war. Die Anlage befindet sich in Privatbesitz und ist von einem acht Hektar großen Englischen Landschaftsgarten umgeben. Dieser ist seit 1949 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und für die Öffentlichkeit zugänglich. (Wikipedia)
Im Landschaftspark Rheder
Gabi lustwandelt im Landschaftspark Rheder
Da die Nethe aufgestaut wurde, um für die Schloßbrauerei Rheder, die ehemalige Gräflich Mengersen’sche Dampfbrauerei, kühlendes Nass zu spenden, wurde eine Fischtreppe gebaut, damit die Fischchen wandern können.
Hoffentlich wissen die Fische, da sie da durch müssen um in den Oberlauf der Nethe zu gelangen
Auch der Barockgarten wurde liebevoll von dem Bewohner des Häuschens, dem Pfarrer, gepflegt.
Seerosen im Barockgarten des Schloßes Rheder
Sonntag, 18. Juni 2023
Von Riesel mit den Fahrrädern nach Brakel und dann mit dem Zug nach Hause
Auch in Göttingen ist es heftig warm und wir erkunden mit unseren vom Gepäck befreiten Rädern die Altstadt
In der Universitätsstadt Göttingen gibt es viele Fachwerkhäuser und viele Restaurants, Bar’s, Eisdielen und Kneipen
Der Gänseliesel-Brunnen wurde 1901 errichtet und gilt als Wahrzeichen der Stadt. Man trifft sich in Göttingen „am Gänseliesel“. Teile der Studentenschaft bezogen die Brunnenanlage bald in ihr Brauchtum ein. Nach ihrer Immatrikulation bestiegen die Studenten den Brunnen, um die Brunnenfigur zu küssen. Da dies häufig im Rahmen lautstarker Feiern geschah, wurde eine Verordnung erlassen, die ein Küssen des Gänseliesels unter Strafe stellte, daß erst ab dem Jahre 2001 straffrei wurde. (aus Wikipedia)
Sowohl der Tag als auch unsere Werra-Weser-Radtour neigen sich dem Ende entgegen.
Nach knapp 337 km ist Schluß mit Radeln – wir freuen uns auf’s Zuhausesein. Vielen Dank, daß ihr dabei gewesen seid und dann bis zum Nächstenmal.