Reisebericht vom 2.1.2021
Radtour von Fürth nach Dietenhofen auf dem Biberttalradweg und von Wilhermsdorf über Langenzenn auf dem Zenntalradweg zurück.
Oberarmmuskelkater, Ausdauerdefizit und Null Grad
Brrrr. Um sechs Uhr Aufstehen. Alleine. Das geht ja gar nicht. Doch ich will es so. Morgen ist Schnee angesagt. Da möchte ich dann doch nicht unterwegs sein. Also viel Kaffee machen, Brote schmieren, eine Thermoskanne Tee aufbrühen und die rote Thermoskanne mit Kaffee befüllen. Meine Packtaschen habe ich gestern bereits mit allerhand Nötigem und Unnötigem bestückt.
Ich denke, daß ich ganz gut gerüstet bin. Kurz nach 8 Uhr bin ich dann losgefahren – es hat in etwa 3 Grad über Null Grad und ich fahre Richtung Westen.
Ich fahre den Rhein-Main-Donau-Kanal entlang bis Dambach um dann auf dem Wiesengrund-Radweg nach Zirndorf zu gelangen. Ich wurstele mich durch Zirndorf hindurch bis zum Bibertbad und fahre an der Stadthalle, der Paul-Metz-Halle vorbei, streife das ASV Sportgelände und bin dann auf dem Radweg Richtung Leichendorf unterwegs
Ab dort geht es auf dem Biberttal-Radweg weiter nach Wintersdorf – meiner ehemaligen Heimat. Immer schön an der Straße entlang, jedoch auf dem Radweg. In Wintersdorf kenne ich den ehemaligen Feldweg, der an der jetzigen Staatsstraße entlangführt und jetzt, wo es nicht mehr geteert ist, wird es auch zunehmend schmuddeliger. Die Pampe klemmt sich zwischen Vorderreifen und Schutzblech und ich rupfe mir vom Gebüsch, das den Weg säumt, ein paar dürre Zweigchen ab und stochere den Lahmabaats (Lehmbrei) wieder heraus.
Weiter geht’s, Weinzierlein bleibt links liegen, dann nach Ammerndorf auf der alten Bahntrasse der „Bibertbärbl“, so wurde der Zug genannt, die glücklicherweise als Radweg umgestaltet wurde, als die Deutsche Bundesbahn dienStecke vor über 30 Jahren stillgelegt hatte. Wie schon erwähnt, führt der Radweg entlang der Staatsstraße, na ja, das passt schon. „Jedes Lärmen verstärkt meine Ruhe – Ommmm“.
Es ist kalt, ihr wisst schon, so ein ganz leichte, feinperlige Feuchtigkeit, die überall in mich hineinkriechen will. Doch ich habe mich gut geschützt, habe meine lange Motorradunterwäsche an, die im Winter gegen Kälte und im Sommer gegen Hitze schützt. Ich habe ein Kopftuch, also ein Bandana unterm Fahrrad-Helm und einigermaßen wärmende Handschuhe. Ich münze meine Mund-Nasen-Schutz-Maske um und bin nun auch gegen den feuchtkalten Wind geschützt.
Nach Ammerndorf gibt es einen kleinen Rastplatz, bei dem ich Kaffeepause mache. Ich fotografiere die bunten Holz-Stelen, die auf dem Skulpurenweg stehen, mache ein Selfie und strampele Richtung Vincenzenbronn. Auf der Weiterfahrt nach Großhabersdorf kommen mir zwei wetterfeste Nordic Walker entgegen und grüßen recht freundlich. Es ist gut, daß ich mich auskenne, schließlich bin ich die Strecke Richtung Heilsbronn seit meiner Kindheit schon unzählige Male gefahren. Meine Mutter ist nämlich mit uns Kindern manches mal mit den Rädern zur Oma bis nach Heilsbronn geradelt. Eine sehr respektvolle Leistung.
Ich biege jedoch nicht in Richtung Bürglein ab, sondern bleibe auf dem Biberttalradweg, fahre an Münchzell, der sogenannten „Kappl“, vorbei und komme dann kurz vor Dietenhofen am „Hirtenhof“ vorbei, einen großen Erlebnis-Spielplatz, um dann kurz danach das Ortsschild von Dietenhofen zu passieren.
Beim „Boulodrom“ gibt es einen sehr großzügigen Unterstand mit Bänken und Tischen, wo ich meine zweite Rast einlege. Auf dem „Herzlich Willkommen“-Schild steht dann auch, daß ich mich auf dem legendären Paneuropa-Radweg Prag bis nach Paris befinde.
Die Strecke durch die drei Länder ist 1.537 Kilometer lang. Ist doch was. Zwei nette, warm verpackte Spaziergänger stellen die berüchtigte Frage „Woher“ und „wohin“ – auf fränkisch heisst das „Und?“ und wir kommen in ein nette Unterhaltung, bei dem mir die Frau erzählt, daß es heute Morgen, als sie zum Bäcker ging, minus 2 Grad hatte. Daraufhin kucke ich auf mein Handy-Thermometer und – es hatte Null Grad. Mann-oh-mann – ist ziemlich schattig. Ich plane meine Tour um und fahre nicht noch 15 km nach Neustetten und dann über Sondernohe zurück, sondern fahre nun vom Biberttal ins Zenntal nach Wilhermsdorf.
Dazu muß ich, wer hätte es gedacht, ein paar Höhenmeter überwinden, die gleich nach Überquerung der Hauptstraße beginnen. Ich fahre mit meiner Handy-Navigation „Naviki“ und die Ludmilla, meine Navi-Stimme, sagt mir , ich möge nach 200 Metern links in die Meisterstraße abbiegen.
Die Meisterstraße geht ziemlich straff nach oben, führt am Firmengebäude von Playmobil vorbei und dann immer weiter und wird schließlich zum Feldweg. Das Bergauffahren geht erstaunlich gut. Das Gudereit SX 90 mit Shimano XT-Schaltung ist eben doch ein tolles Fahrrad und wenn ich auf den ersten von dreissig Gängen runterschalte komme ich fast jeden Berg hoch. Wie das mit vollgepacktem Reiserad ist, wird sich ein andermal rausstellen.
Ludmilla macht ihren Job perfekt und ich fahre „geradeaus auf Weg“, ihr liebster Spruch. Als mir zwei Reiterinnen entgegenkommen, will Ludmilla „in 200 Metern links auf Weg“, ich muss deshalb nicht an den Pferden vorbei und die beiden Damen können weiter galoppieren. Nun bin ich oben auf der Hochfläche und komme an einer Weiherkette vorbei. An einem der Weiher sitzen zwei Angler, die ganz versunken auf ihre Rute kucken. Beim Näherkommen stellt sich heraus, daß es sich um Vogelscheuchen handelte, die vermutlich Kormorane vom Fischfang abhalten sollen.
Aber man musste schon nah ran, um das zu erkennen. Irgendwann verlor sich dann die Fahrradweg-Markierung, doch Ludmilla navigierte mich souverän nach Neudietenholz. Nach der Überquerung der sogenannten Hochstraße, die von Großhabersdorf nach Rothenburg führt, kam ich durch Dippolsberg und dann kam die schöne lange und flotte Abfahrt nach Wilhermsdorf.
Ab hier ist es dann vorbei mit dem Genußradeln, denn es weht mir ein sehr kühler, pfiffiger Ostwind entgegen und ich stemme mich tapfer und mürrisch gegen diese kalte Wand.
Nun komme ich an Heinersdorf vorbei und erreiche Lohe, wo ich zwischen Bauernhöfen eine Kaffee- Brotzeit- und Verschnaufpause einlege. So, etzertla kommt gleich Langenzenn, ich radle meinem Ziel entgegen. Ludmilla kennt sich sehr gut mit Navigation aus, aber ihre Navigation innerhalb von Ortschaften ist zumeist sehr verwirrend. Gut, daß ich mich auskenne, gut auch, daß ich normalerweise Karten dabei habe.
Nach Langenzenn fahre ich dann nach Retzelfembach auf dem Radweg neben der Straße. Zwischen Retzelfembach und Veitsbronn ist der Radweg von Fußgängern ziemlich bevölkert, so daß ich ein kleines Stück auf der Magistrale fahre. Ich mache in Veitsbronn nochmal neben einem uralten Pflug eine kurze Rast und trinke die letzten Tropfen aus meiner roten Kaffeethermoskanne. Nun ist sie endgültig leer.
Und ab geht’s auf die Zielgerade, ich fahre durch Kreppendorf, dann den Wiesenweg an der Zenn entlang nach Ritzmannshof, Atzenhof bis zum Fürther Hafen und dann bin ich in schon Unterfarrnbach. Eigentlich wollte ich zum Abschluß noch auf den Solarberg hochfahren, der ist immerhin 348 m hoch, aber man muß doch auch mal auf etwas verzichten können, oder?
Ich bin jetzt seit 6 Stunden unterwegs und habe immerhin 62 km geschafft. Eigentlich wollte ich mehr Kilometer auf dem Tacho haben, aber die Kälte und Dunkelheit haben mich dann doch eher abgeschreckt. Jetzt gibt es richtig heißen Kaffee und Lebkuchen. Man gönnt sich ja sonst nix. Schön von Euch, daß ihr dabei wart. Das ist mein erster Reisebericht und ich werde den nächsten so planen, daß ich mehr auf Sehenswürdigkeiten und Geschichten achte. Ein frommer Wunsch 🤓
Bis dahin alles Gute. Reinhard, der „Red nosed Rentier“.
@ R.O. 7. Februar 2021