Was macht man eigentlich an so einem Ostersonntag?
Geh’n wir in die Koffer!
Hä?
Die Koffer ist in Fürth ein feststehender Begriff.
In der Kofferfabrik werden allerdings schon lange keine Koffer mehr hergestellt.
Ich sitze hier im dicken Pullover und mit einem blauen zerfranstem Schal, den brauch ich auch, den Schal. Tut mir einfach gut. Um 7 Abends war ich schon da. Mit U-Bahn und zu Fuß bin ich in die Lange Strasse gepilgert.
Das Konzert ist oben.
Und die Atmosphäre ist schon ohne Musik inspirierend.
Bar – Theke, Weissenoher, was will man mehr?
Plakate an den Wänden und die Zuhörer sind in meinem Alter.
Willy Michl ist bereits da und sitzt in der rechten Ecke neben der Bühne.
Er sitzt da zusammen mit seiner Frau Cora. Die mit dem Wahnsinns- Schmollmund.
Mein erstes Seidla verdampft im Nu.
Willy begrüßt die kleine Paula, die neben mir sitzt und fragt sie, wieviele Winter sie schon erlebt hat. Zwölf meint sie schüchtern. Ich bin der Willy, sagt er zu ihr, dass klingt aber eher so:
Ich bin der „Wuillai“.
Ich befinde mich in seiner Aura und außerdem sehr wohl und erwachsen.Willy sitzt im Eck und legt seinen Federbusch an.
Da ist ein Stuhl im Hintergrund der Bühne mit einem braunen Schaffell überzogen. Ich bin glücklich.
Wahrscheinlich werden meine Augen heute Abend zu schwitzen beginnen – ich sehe das unweigerlich so kommen, denn ich bin ein sentimentaler Zuhörer. Und ich habe zum ersten Mal in meinem langen Leben dieses Groupie-Gefühl. Ich fass es nicht. Da ist wie ein Gefühl, dass ich nicht definieren kann. Ein inneres Leuchten. Die feine ältere Dame sitzt mir schräg gegenüber. Älterer Geschäftsmann im Sakko. Michl geht auf die Pippibox mit Mehrblick. Der Ventilator dreht seine Kreise über der Bar mit der rothaarigen, bleichen Baarkeeperin. Rote und blaue Leuchten.
„Lass mir meinen Schatten“. „Keine Fotos mehr“. „Hela, hela“ to Paula. Wankan Tanka. The Bluesgitar is singing.
„Hugh. Ois is Blues. Jesus. Allah, Laotse, Wankan Tanka – ois is Blues. Rainbow Rider in the Sky. Ho ej, ho ejojeojej. Aaaaaa, ha, ha, ohjeojeojeje“
„Hermann der Wikinger. Hough. Mrs Tales. This is the Ocean eine Drei – befriedigend.“
Mein ganzer Mut bestand darin Willy um ein Autogramm für Katja zu bitten. Ob ich auch eins möchte. Jaahaa. Wie heißt Du? Ich fühle mich wie ein kleiner Junge. Weissernoher Hell Nummer Drei.
Michl erzählt beim Blues über seine Schulzeit, über seine Zeit in der Hippiekommune in Amsterdam, beim Militär. Hough. Es geht weiter.
„Kurt Weil. Dreigroschenoper. Meckie Messer mit Wankan Tanka. Wir können das Böse nicht Ändern. Wir können das Böse nie besiegen. Aber wir können dafür sorgen, das das Böse keinen Platz mehr hat. Hugh!“
Selfservice
Viva la illumination
This was „Ois is Blues“ am Ostersonntag Zweitausendsechzehn