Mai 2022

Rollertour Mai 2022 in den Thüringer Wald
Treffpunkt Eggolsheim. Wir sind losgefahren, haben nach wenigen Kilometern die erste Umleitung präsentiert bekommen und mussten dann über Ebermannstadt fahren. Weiter ging‘s nach Veilbronn. Mein Navi hat nicht mehr gewußt was Sache ist und somit bin ich nicht abgebogen. Wäre aber gut und richtig gewesen. Also zurück und durch Unterleinleiter nach Veilbronn und weiter bergauf über Serpentinen nach Stiegritz. Wir fuhren entspannt über Nebensträßchen und auch über schnellere Straßen Richtung Obernzenn und Bayreuth. Nun ist‘s aber Zeit für eine Pause. Wir sind im idyllischen Unterkonnersreuth, wo gegenüber von diesem wunderschönen Häuschen ein Rastplatz war. Die Lebensgefährtin von meinem Freund hatte am Morgen leckere, mit Pfeffersalami und Gurken belegte Semmeln vorbereitet, wovon mir der Vespafex dankenswerterweise eine komplette Semmel (auf fränkisch: Weggla) überlassen hat.


Es hatte sich bereits Regen angedeutet, aber es regnete nicht an uns vorbei, sondern wir fuhren mitten hindurch – nach Neuengrün. Bevor es wieder bergauf ging, habe ich im rechten Augenwinkel die Tafel „Heute geöffnet“ gesehen und bin sofort, ohne zu Blinken, rechts auf den Parkplatz vom Gasthaus Hildner abgebogen.

Roller abstellen und Abmarsch. Vor der Eingangstür stand ein Schild mit den Öffnungszeiten, die uns mitteilten, daß das Wirtshaus bis 13:30 Uhr offen hat. Es war aber bereits 13:35 Uhr
Wir haben dann die Schiebetür behutsam aufgeschoben – ging schon gut los – und die kleinwüchsige Wirtin hat uns mit großen Augen angesehen, waren wir doch tropfnaß. Die Erlösung war, wir durften die pitschnassen Regenklamotten außen auf die Treppe legen und der Wirt hatte auch noch Erbarmen mit uns und machte uns noch ein vorzügliches Schaschlick mit Pommes zurecht. Dazu ein Flechterla Zwickl, natürlich alkoholfrei – das schmeckte ebenso hervorragend.

Wir fahren durch Gräfenthal
„Nein, bei uns gibt‘s keine Eisdiele, da vorne beim Konsum gibt Eis am Stiel“ sagte uns eine Frau, die mit ihrer Enkelin unterwegs war.
Die beiden Gräfenthaler, die verwundert unsere Roller betrachteten, antworteten auf unsere Frage, ob man denn zu der Burg rauffahren könne , die man vom Marktplatz aus sehen konnte, dass das freilich möglich wäre. Jetzt rechts und dann den steilen Berg hoch bis zum Schild „Zum Pappenheimer“ und auch, dass die Gastronomie schon seit Jahren geschlossen habe: „Wir haben hier nur noch ein Altersheim“. Also aufsitzen und hochfahren. Ich habe leider die Abzweigung übersehen, weil ich auf eine Straße gehofft habe. Der Weg zum Wespennest, so hieß die Burg, war aber eher schmal und ich habe das mit einer Hofeinfahrt verwechselt.

Also haben wir am Ortsende kehrt gemacht und sind zurückgefahren. Günther hat dann den Abzweig entdeckt.



Wir sind in Stützerbach angekommen. Stützerbach ist der nördlichste Ort, den wir durchfahren haben. Und hier war auch unser „Hotel am Park“, wo wir uns einquartiert hatten. Bis wir unser Etappenziel erreicht hatten, sind wir durch endlose Wälder mit endlosen Kurven gefahren. Der „Rennsteig“ hat öfter mal die Straße überquert und die „Rennsteig“-Markierungen waren unser ständiger Begleiter.
Einfach nur auf dem Bike sitzen, kurven und genießen – eine wahre Wonne.

Unsere Schätzchen haben wir neben dem Rennsteigbaum geparkt, an dem die ausgelatschten Wanderschuhe aufgehangen waren und dann haben wir uns von der netten Servicedame verwöhnen lassen: Thüringer Bratwurst, dunkles Bier, Eis mit Eierlikör, Schwarzgebrannter – was will man mehr. Gegenüber des Hotels lag dann auch der Kurpark, der eigentlich ein Kurpärkchen war, aber immerhin.

Am nächsten Morgen, es war Samstag, ging es gegen 9 Uhr weiter. Der Akku meine Navis war leer, ich hatte kein Ladegerät dabei, während der Nacht wurde mein iPhone automatisch upgedated, ich konnte aber meine Navi-App nicht auf die neue iOS-Version updaten, weil ja mein Akku leer war.

Ich konnte zwar das Handy an der Spiegelhalterung befestigen und dann die Tourmap anzeigen lassen. Nach 1 Minute schaltet sich aber das Display aus und wenn ich Roller fahre, kann ich es nicht entsperren, da das Handy mit Gesichtserkennung entsperrt wird. Nachdem ich einen Helm aufhabe, kennt mich mein Telefon nicht – was wären wir heutzutage nur ohne die modernste Digital- und Erkennungstechnik? Glücklicherweise hatte Günther die Tourmap als Papierausdruck dabei. Diesen haben wir dann an die Windschutzscheibe mit Kabelbindern befestigt. Ein sehr dunkles Kapitel in meiner Biografie. Als Guide habe ich versagt. Glücklicherweise hatte Vespafex seine Motorradkarten dabei, die ich ebenfalls vergessen hatte. Tschackalala.

Wir fahren also nach Karte, fahren durch Schmiedefeld und kommen am späten Vormittag nach Schleusingen, wo wir erst mal in die Altstadt fahren.

Wir bestaunen, die schönen alten Gebäudlichkeiten und posieren in bewährter Bikerart vor Schloß Bertholdsburg, das wir dann auch noch besuchten – und ich muss ob meiner Navigationsunfähigkeiten an den Pranger.

Auf dem schönen Marktplatz hat mein Freund dann einen alten Herrn mit seinen bildhübschen Enkelinnen fotografiert, der zu einem Ehemaligentreffen des Gymnasiums Schleusingen im Städtchen war. Und das Stadtcafé hatte leider noch nicht geöffnet, die Eisdiele war ohne Sitzgelegenheit und so was von geschlossen, dass wir beim Dönermann landeten, der zwei schöne Tische vor seiner Döneria stehen hatte und wir bekamen einen sehr leckeren Kaffee. Beim Gehen besorgte uns Günther noch zwei leckere Dönerboxen und wir zogen Richtung Hildburghausen an der Werra weiter.


Im Städtchen ist herzlich wenig los, auf der Piazza gibt es ein Eiscafé, wo bereits schon ein paar Tische mit Motorradfahren belegt sind. Ich kaufe mir ein Erdbeer-Mango-Eis auf die Faust und besuche mit Günther noch die Ladenpassage, die, wie wir feststellen müssen, aber nur noch aus leeren Schaufenstern besteht.

Die alten Häuser sind wunderbar renoviert, aber es gibt keine Menschen, die flanieren und bummeln, Eis essen oder shoppen, was sehr traurig ist.

Günther und ich fahren weiter Richtung Süden und kommen nach Bad Rodach, wo wir uns darauf verständigen, daß es jetzt Zeit für unsere Dönerbox ist.


Blühende, duftende Robinien, Entengeschnatter, ein Kuckuck, das leise Plätschern des Springbrunnens, mitten im See. Sonnenschein, das alles ist fast unerträglich und wir empfinden es wie eine Wiedergutmachung für den Regen, der uns gestern eingeweicht hatte.

Nächster blutoranger und schmutzgrauer Scooter-Stopp ist Ummerstadt und nicht Eisfeld, wo das „Kuhschwanzfest“ gefeiert wird. In diesem herrlichen, ziemlich verlassenen südthüringerischen Städtchen, das sich mit sehr sehenswerten Fachwerkhäusern schmückt, durften wir dann – als Zuschauer – bei einer Hochzeit dabei sein, die noch mit in traditionellen Trachten gekleideten jungen Mädels und Jungens begangen wurde.

Das war ein sehr schönes Erleben.

Ja, man möchte überall noch länger bleiben, aber wir wollen auch weiterfahren. Und somit fahren wir Richtung Seßlach, wo mir Günther die alte Stadtmauer zeigte, hinter der ich erst einmal nicht viel vermutete. Doch kaum hatte man sich durch dieses Stadttor begeben, zeigt sich Sesslach in voller Pracht. Wir strebten voll süßer Erwartung dem Marktcafé zu, das sich dezent hinter einer Toreinfahrt versteckt. Wogegen sich die beste Sachertorte nördlich der Donau jedoch nicht verstecken muss.



Ich muss da unbedingt noch einmal hin. Ich hoffe, wenn Gabi und ich den Obermain-Rodachtal-Werra-Radweg fahren, könnte ich mir das sehr gut vorstellen.

Mit diesen schönen Schildchen ging unsere Tour langsam zu Ende – wir nahmen noch einige schöne kurvige, genußreiche und bergige Straßen und kamen nach Rentweinsdorf, wo Kirchweih gefeiert wurde und wo mir Günther noch einen versteckten Biergarten zeigte. Die Landschaft wird nun ziemlich flach und breit – wir kommen nach Breitengüßbach, wo Günther und ich sich voneinander verabschieden und jeder dem heimischen Sofa entgegenrollert. Günther ist jetzt gleich zu Hause, ich nehme die Autobahn, erstens ist es schon spät am Tag und zweitens habe ich kein funktionierendes Navi. Shit happens.

Nach der Tour ist bekanntlicherweise vor der Tour und wenn sich die Sounds der Vespa und der Honda wieder einmal begegnen, gibt‘s das nächste Abenteuer.
Dann spielt wieder die Musik auf.
Macht‘s gut bis dahin un kiek ma wedder rin!